Paint the Town Red, White and Blue. A Flag Series

Eine Foto-Installation von Hannes Priesch
Fr, 22.03.2002 – So, 30.06.2002
Die Sammlung Essl, Wien

Im Fokus der Fotoarbeit „Paint the Town Red, White and Blue. A Flag Series“ steht das Schauen. Das menschliche Auge ist historisch-soziologisch codiert: Schauen ist immer Interpretieren. Mit der Kamera schauen heißt, einen Filter aus der subjektiven Anschauung herauszunehmen. An die Stelle der Zweiäugigkeit tritt eine Zyklopenäugikeit. Dinge verlieren ihre Dominanz, sie werden auf die Größenwerte zurückgeschrumpft, die wahrscheinlich den eigentlichen Größenverhältnissen entsprechen. Selbst zehn Fahnen in einem Straßenbild können sich so im fotografischem Bild verlieren. Spiegelungen schließen die Umgebung mit ein, sind Zeugen der Bildüberflutung, die unsere Augen berauschen und gleichzeitig ermüden: Bruchteilsekundenbilder, die wir nicht mehr wahrnehmen, aber doch aufnehmen. Die Fotografie friert diese Bruchteilsekundenbilder in ein Bild ein.
Das bewusste menschliche Auge nimmt immer wieder neu Sehaufträge an, wird durch diese Sehaufträge programmiert und spart andere Teile eines Gesamtbildes einfach aus. Die Kamera dagegen ist dazu noch nicht imstande, vielleicht ist das gut so. Ihre Limits im Zusammenspiel mit dem Filmmaterial sind physikalisch-chemischer Natur.
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Hinschauen. Der Auslöser dieser Fotoarbeit war die Omnipräsenz der amerikanischen Fahne in einem New York nach dem 11. 9. 2001: Paint The Town Red White And Blue.
Die 9×11 Fotografien zeigen die Fahne in unterschiedlichen Kontexten. Die Fahne wird Ware, Requisit einer Schaufenstergestaltung, patriotische Zuwaage zum Konsumartikel, Ausweis einer Gesinnung.
Das Hinschauen mit der Kamera ist auch ein Wegschauen: es verschafft emotionale Distanz.

Hannes Priesch, New York, Jänner 2002